Hallo 2022 – von Schneckenhäusern und dass es Zeit wird, meines zu verlassen
Wäre es nicht so traurig, könnte man fast schon ein wenig darüber lachen, dass ich das Jahr 2020 mit der Kolumne »Hallo 2020 – warum es völlig ok ist, auch einfach mal gar keine Pläne für´s neue Jahr zu haben« begrüßt habe. Spätestens im frühen Frühjahr wurden schließlich ALLE unsere vorhandenen oder nicht vorhandenen Pläne durchkreuzt.
Im letzten Jahr habe ich dann zum ersten Mal mit der Tradition gebrochen, das neue Jahr mit einer Gedankenliebelei-Kolumne zu begrüßen. Und, naja, irgendwie steht die gecancelte Kolumne stellvertretend für das gesamte Jahr. Irgendwie habe ich nämlich irgendwann im letzten Jahr meine Fähigkeit, mich gut um mich zu kümmern, eingebüßt. Ich kochte kaum noch, ich fotografierte kaum noch und der Höhepunkt kam, als ich mir ein Stress-Öl zum Einreiben kaufte und es mir dann zu viel war, mir zwei Tropfen des Öls auf den Solarplexus zu träufeln und mich damit einzureiben.
Mir wäre es falsch vorgekommen, auf dem Blog zu schauspielern. Weiterhin darüber zu schreiben, wie man sich ein schönes Leben macht, wenn ich es selbst gerade nicht schaffe.
Egal, wie groß das eigene, individuelle Päckchen ist, das man zu tragen hat: In den letzten beiden Jahren hatten wir zusätzlich alle einen gemeinsamen, stressigen Nenner. Und meine Selbstfürsorge ist es gewesen, mich nicht dafür zu bestrafen, dass ich es gerade eben nicht so gut schaffe, mich gut um mich zu kümmern. Ich verzog mich in mein Schneckenhäuschen.
Bis zur Neujahrsnacht. In der traf es mich mit voller Wucht, dass ich nicht voller Hoffnung in ein neues Jahr schaute, sondern eher von Hoffungslosigkeit erfüllt war. Und das machte etwas mit mir. Seitdem weiß ich, dass ich raus aus dem Schneckenhaus muss. Also gehe ich nun viele, winzig kleine Schritte – auf dem Weg zurück zu mir. Und genau darum geht es in diesem Jahr.
Ich wünsche dir und mir viele, viele warme Momente im neuen Jahr. Dass du auch wieder aus deinem Schneckenhäuschen kommen und dich lebendig fühlen kannst. Dass der Druck abfällt und sich in fliegendes Konfetti verwandelt. Ich wünsche mir und dir Lagerfeuer mit den Menschen, die uns zuverlässig ein gutes Gefühl geben. Ich wünsche uns, dass wir so sehr lachen müssen, dass uns der Rotwein aus der Nase schießt. Ich wünsche uns allen ein Aufatmen. Von Herzen.
Lass es dir gut gehen!
Nadine
Monika
Liebe Nadine, wie schön Du das formuliert hast! Du sprichst mir aus dem Herzen und es tut gut zu sehen und zu lesen, dass man nicht alleine ist mit seinen Empfindungen. Ich traue mich kaum mit anderen darüber zu sprechen, weil ich dann so emotional werde und so lasse ich es bleiben. Mit Babyschritten wieder auf den Weg zu kommen ist ein guter Plan. Ich versuche es auch, schreibe mir seit Jahresbeginn, so oft es mir gelingt, Momente der Dankbarkeit auf. Weil mir die Selbstfürsorge so schwer fällt, habe ich vor kurzem mit zwei für mich ganz einfachen Dingen begonnen: jeden Tag einen Löffel aus einer Flasche Vitaminkonzentrat und Schreibtischarbeit mit Tageslichtlampe.
Ich wünsche Dir und uns allen Kraft und Zuversicht und Sonne im Herzen.
Herzlichen Dank für Deinen Post und alles Liebe!
Monika
Kirsten
Liebe Nadine, was für ein wunderbarer Text! Danke dafür!😊
Auf ganz viele Rotweinmomente….🍷
Liebe Grüße
Kirsten
Ines
Hallo Nadine, es ist schön wieder etwas von Dir zu hören, ganz lieben Dank für die ehrlichen Worte. Du sprichst mir quasi aus der Seele, bloß dass ich es nicht so gut formulieren könnte.
Stück für Stück zur alten Stärke zurück, hört sich gut an, ich bin dabei – jeden Tag einen Sonnengruß mehr;-)
Sei ganz lieb gegrüßt und gedrückt
Ines
Juliane
Ich wünsche dir viel Kraft für deinen Weg – du schaffst das! Sei lieb gedrückt, Juliane
Wiebke
So, so schön zu lesen, dass man mit diesen Gefühlen nicht alleine ist!
Ich denke immer „eigentlich geht es dir doch gut, du hast keinen Grund zu jammern“.
Und dabei geht es mir genauso wie dir… mir ist alles zu viel.
Wenn ich denke „heute Abend gehst du schön in die Badewanne“, dann ist es mir am Abend schon zu viel die Wanne einzulassen, mich auszuziehen und reinzulegen. Alles was mal Spaß und Freude gemacht hat ist wie weggeblasen… oft sitze ich da, weiß nichts mit mir anzufangen und kann mich dann selber nicht leiden.
Das muss wieder anders werden!
Es gibt so viele tolle, spannende, kreative, lustige, schöne, gemeinsame und einsame Momente!