Eine Kolumne darüber, wie man Ideen umsetzt, statt nur über sie nachzudenken
Ein guter Plan ist mehr als eine Idee singt Clueso in seinem Lied Neuanfang. An Ideen mangelt es mir eigentlich nie. Ich glaube, Träume und Ideen haben wir alle mehr als genug – nur leider erblickt nur ein winzig kleiner Bruchteil davon tatsächlich das Licht der Welt. Die Angst vor dem weißen Blatt Papier. Mit etwas Neuem zu beginnen, sich zu überwinden, den ersten Schritt in eine andere, eine ungewisse Richtung zu gehen, ist der allerschwerste Schritt von allen. Vorgestern habe ich den sechsten Geburtstag dieses Blogs gefeiert und mich daran erinnert, wie ich mich damals hinsetzte und ohne jegliche Ahnung einen Blog eröffnete. Weil ich mir das irgendwie in den Kopf gesetzt hatte, dass mir das Spaß machen könnte… Ich hatte nicht die leiseste Idee, wohin mich dieser Weg führen wird und heute seid ihr alle mit mir hier. Der allergrößte Schritt war der erste. Hätte ich mich nicht getraut, würde ich heute ein komplett anderes Leben führen. Die Frage ist also, warum setzen wir so wenige Ideen um? Warum trauen wir uns nicht?
Ich sage euch warum: weil wir Angst vor dem Scheitern haben. Angst davor, was andere denken könnten. Angst, nicht gut genug zu sein. Aber warum geht es denn immer darum, etwas Schönes oder Großartiges auf die Beine zu stellen? Warum fangen wir nicht einfach an, ohne alles zu zerdenken? Warum erwarten wir so viel von uns selbst und geben uns keine Zeit zum Wachsen? Und das wichtigste: warum interessiert es uns so sehr, was andere denken könnten, dass wir aus diesem Grund unsere Ideen nicht umsetzen?
Warum erwarten wir so viel von uns selbst und geben uns keine Zeit zum Wachsen?
Jahrelang war ich der Meinung, mir fehlt es gänzlich an Talent zum Malen – deshalb hab ich es seit dem Kunstunterricht auch nie wieder gemacht. Weil ich davon ausging, es nicht zu können. Ich weiß nicht, warum, aber letzten Sonntag hatte ich plötzlich Lust, mit Wasserfarben zu experimentieren. Und ohne mir Gedanken darüber zu machen, was ich malen möchte, fing ich einfach an. Am Ende hatte ich zweiundzwanzig bemalte DIN A4-Blätter. Darunter: zum Beispiel eine zusammen phantasierte Erdkugel, verschiedene Schriftzüge und mehrere Verläufe. Es ging nie darum, „etwas schönes“ zu malen oder es „richtig“ zu machen. Es ging nur darum, Spaß daran zu haben. Etwas Neues zu machen, worauf ich Lust hatte. Anzufangen. Und ganz ehrlich? Malen kann doch jeder. Die Frage ist doch, ob einem gefällt, was dabei rauskommt.
Am Ende kam (mit kleiner Hilfe meines Scanners) etwas heraus, das in Zukunft unsere Wohnung zieren wird. Als kleine Erinnerung daran, einfach anzufangen, ohne darüber nachzudenken, wo es hingehen soll! Pardon, aber auf Perfektionismus scheiß ich in Zukunft! Wenn wir machen, was uns Spaß macht, geben wir automatisch immer unser Bestes und investieren unser Herzblut – wie ist das denn bitte noch steigerungsfähig? Eben! Gar nicht! Evtl. (höchstwahrscheinlich) werden wir mit jedem Versuch besser, weil Übung den Meister macht, aber für den Augenblick ist es so perfekt, wie es ist, weil wir Freude an der Umsetzung haben und das vollkommen reicht. Das müssen wir uns einfach bewusst machen. Statt uns darüber zu ärgern, nicht gut genug zu sein, könnten wir uns darüber freuen, angefangen und viel Raum zum Wachsen zu haben. Wer sich nämlich selbst immer nur klein macht und sein Handeln schlecht redet, verpasst es, seinen Fortschritt zu sehen.
Wenn wir machen, was uns Spaß macht, geben wir automatisch immer unser Bestes und investieren unser Herzblut – wie ist das denn bitte noch steigerungsfähig? Eben! Gar nicht!
Und jetzt wird es spannend: als ich mein Wasserfarben-Ergebnis auf Instagram gepostet habe, gab es nämlich direkt ein paar Stimmen, die meinten, sie würden sich das auch in die Wohnung hängen. Als ich am Sonntag Morgen den Liebsten fragte, ob er einen Wasserfarbkasten hat, hatte ich wieder nicht die leiseste Idee, was für eine Kettenreaktion das Malen auslösen würde. Und heute habe ich bereits ein paar meiner Drucke verkauft.
Das ist das Schöne daran. Es war keine Arbeit im herkömmlichen Sinne, es hat mir nämlich unfassbar viel Spaß gemacht und mich dazu inspiriert, diesen Post zu schreiben – weshalb es fast schon egal ist, was nun daraus wird. Weil es seinen Zweck schon erfüllt hat.
Welche Ideen und Träume schwirren euch denn im Kopf herum? Und was hindert euch bis jetzt daran, sie umzusetzen? Warum fangt ihr nicht einfach schon mal damit an und denkt überhaupt gar nicht darüber nach, wo der Weg euch hinführen soll und ob es sich lohnt? Wenn es etwas ist, wofür ihr brennt, dann ist der Weg das Ziel. Dann lohnt es sich alleine für die Zeit, die ihr damit verbringt, es zu machen. Weil ihr Spaß daran habt. Und Spaß haben ist sowieso nie verkehrt.
Also, habt keine Angst vor weißen Blättern. Oben seht ihr einen Stapel Papier, den Farbkasten, Wasser und Pinsel – ihr müsst nur noch zugreifen und malen. Oder lernen, Gitarre zu spielen oder euch für den Spanischkurs anmelden oder einen Blog eröffnen oder stricken lernen oder endlich ein Nebengewerbe anmelden und neben eurem Hauptjob mit dem, was ihr liebt, etwas Geld nebenher verdienen. Fangt einfach an! Der Rest wächst nach.
Habt es schön!
Nadine
Ines
WOW. Was für ein toller und inspirierender Post!Danke für deine Geschichte und dein Mutmachen.
Gerade in der Online-Welt ist unglaublich viel möglich. Ich habe auch schon einige Projekte und Herzenswünsche umgesetzt. Nicht alles lief super erfolgreich, aber das ist nicht schlimm, denn es hat mir viel Freude bereitet und somit Null Arbeit!
Liebste Grüße von Ines
Dreierlei Liebelei
InesLiebe Ines, und man muss sich am Ende auch nicht vorwerfen, es nicht probiert zu haben 🙂
elkesklitzekleinewelt
das sind so tolle gedanken! du machst mir wieder mut, meine klitzekleinewelt mit meinen ideen zu gestalten und auch zu zeigen was ich mache! vielen dank für deinen anreiz! du machst deine arbeit ganz toll!
grüßle
elke
Dreierlei Liebelei
elkesklitzekleineweltVielen Dank für deine Worte! Ich freu mich sehr, wenn ich dich mit meinen erreichen konnte 🙂
Rösi
Liebe Nadine
auch ich habe mir ähnliche Gedanken gemacht. Herausgekommen ich eine neue Linksammlung bei mir. Sie heisst „Das wollte ich schon lange mal…“ ;-). Ich hoffe nun, sie wird rege gefüllt und ganz viele Sachen werden ausprobiert und gewagt. Es müssen ja nicht riesige Dinge sein, schon kleine Taten wärmen das Herz und machen stolz.
Ich wünsche dir ein wunderbares Wochenende.
Herzliche Grüsse Simone
Dreierlei Liebelei
RösiLiebe Simone, die Frage ist ja immer auch, aus welchem Antrieb man etwas möchte. Um jemanden zu beeindrucken? Oder um sich selbst eine Freude zu machen oder eine schöne Zeit zu bereiten? Wenn es zweiteres ist, langen wirklich schon die ganz kleinen Taten 🙂 Und wenn es ersteres ist, sollte man vor allem anderen erst mal seinen Antrieb ändern.
Sammy Schuckert
Wow… Nadine, ein wundervoller Artikel der genau das einfängt, was jeder von uns verstehen sollte. Jeder ist seines Glückes Schmied. Der zweite Schritt ist nur möglich nachdem der erste getan ist, sonst gibt es keinen Zweiten. Deshalb einfach anfangen, alle Vorbehalte ablegen, oftmals kommt alles sowieso anders, als wir es uns in Gedanken ausmalen. Wer etwas nicht beginnt, tut nichts.
Ich habe kürzlich ein ähnlichen Artikel zu diesem Thema gelesen, den ich hier gerne teilen möchte. Er ist von einem deutschen Designer, der ohne Ausbildung und Schulabschluss, unter dem Motto: „Fake it until you make it“ geschaft hat seinen Weg zu finden. Er hat angefangen, anzufangen was ihm Spaß gemacht hat und das hat ihm den Weg eröffnet. In dem Artikel beschreibt er ähnliche Dinge wie Nadine: http://www.vanschneider.com/perfectionism-is-killing-your-creativity/
Dreierlei Liebelei
Sammy SchuckertIhr habt das doch sicher auch im Studium gelernt, oder? Einfach anzufangen? Lieben Dank auch für den Link 🙂
Julia
Liebe Nadine,
so wahre Worte!! Ich bin nämlich auch so ein Zerdenker-Typ, was manchmal gut ist, oft aber einfach ausbremst, gerade die erwähnte Angst vorm „Scheitern“. Wer entscheidet über Erfolg / Misserfolg? Wir selbst? Oder lassen wir andere darüber entscheiden? Maßen wir uns nicht oft selbst zu sehr an, über den Erfolg / Misserfolg anderer zu urteilen? Es ist einfach subjektiv und eine Frage des persönlichen Maßstabs. Aber wie hoch setze ich den an? Ich finde es gut, sich Ziele zu setzen und diese mit dem Wunsch nach guter Umsetzung auch zu verfolgen. Nur, wo hört der Spaß auf und fängt der Stress an? Das sind Überlegungen, die einen selbst immer wieder zum Innehalten bringen sollten und evtl. zu einer Neuausrichtung. Gerade bin ich dabei mich selbständig zu machen und mich treiben viele Gedanken um, natürlich auch Zweifel. Bin gerade dabei, meine Homepage selbst zu erstellen. Eine totale Herausforderung, da mich auch hier meine Perfektionsansprüche z. T. eher hemmen als vorwärts bringen. Deshalb Danke für den Post, der mir nochmal einen kleinen Schubs gegeben hat, einfach zu machen ohne darüber nachzudenken, ob die Seite dem Rest der Welt auch gefallen wird *rolleyes*.
Herzlichst,
Julia
Dreierlei Liebelei
JuliaLiebe Julia, das ist die Kunst dahinter: dass einem egal wird, was andere denken. Wenn jemand über meinen Erfolg oder Misserfolg urteilt, sagt das tatsächlich überhaupt gar nichts über mich aus, sondern nur über ihn. Und wenn er dabei noch schön in seiner Komfortzone sitzt, nichts riskiert und am Ende sogar selbst unglücklich ist – wer ist dann der Klügere? Du, weil du es probierst, evtl. scheiterst und dann einen neuen Weg gehst. Scheitern ist für mich überhaupt nichts Negatives mehr. Im Gegenteil: aus den schlechten Zeiten kann man eine ganze Menge lernen. Man muss halt wieder aufstehen, wenn man fällt. Ein Kind, das laufen lernt, bleibt auch nicht liegen, wenn es fällt.
Ich wünsche dir das allerbeste für den Start in die Selbstständigkeit! Und keine Sorge – es muss nicht gleich alles perfekt sein 🙂
Kirsten
Einfach wunderbar! Ich muss mich auch mal endlich trauen! Vielen Dank fürs Mut machen…. du hast so Recht!!!
Herzliche Grüße und viel Erfolg!
Kirsten
Kathrin
Ein toller Artikel und wie wahr, so oft steht der eigene Perfektionismus einem im Weg oder die Angst es könnte nicht klappen, dabei ist doch eigentlich der Weg das Ziel, etwas auszuprobieren was einem Spaß macht und dann schauen wie es sich entwickelt, anders bin ich auch nicht zur Fotografie und zu den ersten Ausstellungen gekommen, es hat sich so weiterentwickelt. Man sollte viele Schritte einfach wagen ohne sie vorher schon selber tot zu argumentieren. Mein Sohn hat gestern auch seine erste Erfahrung mit meinen alten Aquarellfarben gemacht. Er hat nie Lust zu malen, deshalb klappt es auch nicht gut, so habe ich ihn ermutigt einfach mal was neues auszuprobieren und die Aquarellfarben rausgeholt und ihn nach einer kurzen Einweisung damit malen lassen, er war selber so begeistert von dem tollen Ergebnis was er erzielt hat, das er jetzt zumindest nicht mehr denkt „malen kann ich nicht“. Es war auf jeden Fall ein sichtbares Erfolgselebniss für ihn.
Viele Grüße Kathrin
Lea L
Moin,
Bin durch Zufall auf deinen Blog gestoßen und lustigerweise passt das Thema.
Vor ein paar Tagen, hab ich eine Nudelsauce gekocht, da es zu viel war, hab ich Teile davon ab Freunde verschenkt, die jetzt das Rezept haben möchten.
Mir kam, warum auch immer, der Gedanke in den Kopf, dass ich sie Sauce ja verkaufen könnte.
Denkst du, dass lässt sich machen? Ich habe keine reichweite oder ähnliches.
Liebe Grüße Lea
Dreierlei Liebelei
Lea LLiebe Lea, warum nicht? Ungefähr so entsteht letztlich jedes Produkt, das man kaufen kann. Jemand merkt (oder denkt), dass er etwas hat oder kann, dass andere gebrauchen können und fängt an, es zu verkaufen. Informiere dich, was auf dich zukommt, worauf du achten musst und überlege, ob du darauf Lust hast. Und dann: go for it!