»Sag mal, hast du auch so Bock auf Meer?« – Unsere spontane Auszeit in Holland am Meer
»Sag mal, hast du auch so Bock auf Meer?« fragte ich den Liebsten an einem Dienstag Morgen im Juni. »Immer!« antwortete er und am Donnerstag Nachmittag waren wir da. Wir suchten uns innerhalb von zehn Minuten das erstbeste Mini-Appartement an der holländischen Küste aus, klärten mit unseren Kunden ab, dass wir donnerstags und freitags unterwegs seien, packten das Nötigste ein und setzten uns ins Auto. Sechs Stunden später waren wir da. Sechs Stunden, in denen wir uns über tiefgründige Themen unterhielten und mindestens genau so viel Schwachsinn von uns gaben. In denen Freudentränen flossen, in denen wir laut grölend zur Musik performten, in denen wir uns in die Haare bekamen und eine Stunde später wieder alles geklärt hatten. Sechs Stunden später standen wir warm eingepackt an der Nordsee, ließen uns den Wind um die Ohren pusten und fühlten uns so frei wie schon lange nicht mehr.
Uns verschlug es zufällig nach Zandvoort, was zwar ein sehr touristischer Ort ist, dadurch aber auch mit tollen Restaurants und hippen gemütlichen Beach Clubs, in denen man mit Blick auf´s Meer sehr gut essen kann, ausgestattet ist. In der Nebensaison war tatsächlich eher wenig los und Zandvoort ist ein zentraler Ausgangspunkt, um von dort aus Ausflüge nach Amsterdam oder Haarlem zu machen. Da wir in Amsterdam schon oft waren, haben wir uns ein paar Räder ausgeliehen und sind mit diesen nach Haarlem gefahren.
Ein sehr, sehr schönes, entspanntes, grünes Städtchen mit einem wunderbaren Wochenmarkt, der montags und samstags am Grote Markt stattfindet, eine Menge hübscher, kleiner Läden und Cafés. Auf jeden Fall ein Ziel, in dem man sich einfach durch die Stadt treiben lassen kann – auch ohne festes Ziel vor Augen. Wer sich darauf noch nicht so gut einlassen kann, ist bei Berits Haarlem Shopping Guide gut aufgehoben. Ein paar der Läden haben wir auch besucht: im Native Café haben wir zum Beispiel unter anderem wahnsinnig leckeren Karottenkuchen gegessen, im My Deer´s Art Shop das wirklich stimmige Konzept bestaunt und in den beiden Sjakie Filialen zwei original Vintage Teile gekauft, die nun in der Küche stehen. Kein Geheimtipp, aber für mich ist trotzdem immer eine Menge dabei: Dille&Kamille. Wer keine Lust auf´s Radfahren hat, ist von Zandvoort aus in ein paar Minuten mit dem Zug dort.
Zurück fuhren wir dann einen anderen Weg, der uns durch den Nationalpark Zuid-Kennemerland führte. Es gibt getrennte Bereiche für Radfahrer und Fußgänger und so fuhren wir mit den Rädern durch einen Teil des ungefähr 3,8 Hektar großen Dünengebietes, in dem Unmengen an Pflanzen und Tiere zuhause sind. Es war überwältigend, als plötzlich direkt am Wegrand eine Wisent-Herde stand. Uneingezäunt beobachteten sie uns neugierig, als wir langsam und respektvoll an ihnen vorbeifuhren. Am Vogelmeer machten wir einen Halt, um uns ein wenig auszuruhen und lauschten dem regen Zwitschern. Der Nationalpark kostet keinen Eintritt und kann locker auch als Ganztagesausflug unternommen werden. Die Radtour von Zandvoort nach Haarlem und über den Nationalpark zurück war anstrengend, aber durchaus machbar.
Was wir sonst so unternommen haben? Das, worauf wir Lust hatten. Wir haben den ersten Kaffee ausgiebig im Bett getrunken und den Tag ganz langsam starten lassen. Trotz Temperaturen um die 15 Grad haben wir einen ganzen Tag lang am Strand gelegen, sind barfuß am Wasser spazieren gegangen und haben das eine oder andere Fischbrötchen oder Pommes mit Mayo und Zwiebeln gegessen. Wir sind immer da Essen gegangen, wo wir gerade waren. Ohne Plan und ohne uns vorher online Bewertungen durchzulesen. In Zandvoort gibt es, wie gesagt, eine Menge Beach Clubs, die alle sehr toll aussehen! Bevor wir am Sonntag Mittag wieder nachhause fuhren, deckten wir uns noch im Albert Heijn Supermarkt mit unseren holländischen Lieblingen ein – dann war unser spontaner Kurztrip auch schon wieder vorbei und die Akkus wieder aufgeladen.
Und dann kam der September und eines morgens fragte ich den Liebsten: »Sag mal, hast du auch so Bock auf Meer?«. »Immer!« antwortete er. Und ein paar Tage später waren wir wieder da.
Habt es schön!
Nadine
P.S.: Dies ist kein Travel Guide. Kein fein ausgearbeiteter Post mit Tipps, sondern eher eine mit Handyfotos bestückte lockere Einladung, völlig ungeplant und ohne richtiges Ziel, abzuhauen, sich treiben zu lassen und die Akkus wieder aufzuladen. Das geht auch von Freitag Abend bis Sonntag Abend, wenn man nicht, wie wir, die Möglichkeit hat, sich spontan freizunehmen. Ich werde euch auch nicht verraten, wo wir unterkamen, weil ich es nicht zu hundert Prozent weiterempfehlen möchte. Und weil man, um spontan abzuhauen, sowieso einfach das erstbeste buchen muss. Lasst euch drauf ein!
Jacqueline (kruemel) K.
Herrlich und trotz/wegen/dank (wunderschöner) Handyfotos eine tolle Inspiration bzw Motivation. Für mehr spontane Trips ans Meer! <3
Manja
genau … einfach mal kurz raus, was anderes sehen, nicht an die Arbeit denken. Es muss gar nicht weit sein, aber einfach mal die Seele baumeln lassen … herrlich. Das macht man viel zu selten.
Liebe Grüße
Manja
Linda
Oh yes, und genau diese lockere Einladung ist es, die Lust auf Meer macht. Du erwischst mit an einem trist grauen Dezember-Tag im Büro, wo ich mich vor der Arbeit drücke. Dein Text ist genau das, was ich jetzt gebraucht habe.
Wir verabschieden uns vier Tage vor Weihnachten zu unseren lieben niederländischen Nachbarn. Hach, ich freu mich schon.
Anna
Ich liebe solche spontanen Ausflüge, möchte mehr davon in meinem Leben. Was z.B. sind eure Holland Lieblingen im Supermarkt?
Viele liebe Grüße
Anna