Wie es wirklich ist, von dem zu leben, was man liebt // Interview mit Veronika von Carrots for Claire
Und hier ist auch schon der dritte Teil meiner #Jobliebelei-Serie über Frauen, die von dem leben, was sie lieben. Hier hönnt ihr noch mal nachlesen, um was es geht, wenn ihr möchtet. Ich freue mich sehr über meinen heutigen Gast, denn ich habe Veronika von Carrots for Claire für euch ausgefragt. Ich folge ihr schon seit ihren Anfängen, habe mitbekommen, wie sie immer erfolgreicher wurde und sowohl ihr Blog als auch ihre Bücher dienten mir schon oft als Inspiration für gesunde Ernährung. Außerdem ist Veronika zweifache Mutter und hat ihr Standbein in ihrer ersten Elternzeit gestartet – ich glaube, alleine dieses Merkmal dürfte inspirierend für viele Frauen sein, da die Elternzeit einem einen finanziell geschützen Rahmen bietet, um etwas zu starten.
Es gibt in dieser Hinsicht keinen richtigen und falschen Weg. Jede Frau muss hier ihren eigenen Weg gehen, mit dem sie ausgeglichen und zufrieden ist und für mich ist Veronikas Antrieb, nämlich die Liebe zur gesunden Ernährung für ihre Familie, pure Inspiration. Aber nun lest selbst:
Hallo Veronika, erzähl meinen Lesern doch bitte zuerst Mal ein klein wenig über dich: wer bist du? Wofür schlägt dein Herz? Und womit verdienst du deinen Lebensunterhalt?
Hallo, ich heiße Veronika Pachala, bin Mutter von Claire (6) und Elian (15 Monate), Bloggerin auf Carrots for Claire und Autorin und Food-Fotografin von „Gesund kochen ist Liebe“, „Gesund backen“ und „Schnell und gesund kochen“ (*Partnerlinks). Ich liebe schöne und leckere Dinge, gleichzeitig ist mir meine persönliche Energie, mental wie körperlich, sehr wichtig und ich gehe darin auf weiterzugeben, wie man sie über Ernährung und Gedankengut maximieren kann. Meinen Lebensunterhalt verdiene ich mit meinen Büchern, meinem Blog und Foto- oder Kooperationsaufträgen.
Seit wann machst du das, was du liebst, beruflich und was war der ausschlaggebende Grund dafür, diesen Schritt wirklich zu gehen?
Ich hatte seit Mitte 2013, nachdem ich für meine Tochter Claire meine Ernährung umstellen musste, unsere körperlichen Veränderungen eintraten und mich meine Schwester auf die Idee des Bloggens brachte, vor, mit dem Bloggen meinen Lebensunterhalt zu verdienen. Das erste Mal klingelte die Kasse Ende 2014, jedoch eher noch ähnlich eines Taschengeldes. Langen Atem haben zu müssen nahm ich in Kauf, hätte ich drei Jahre Elternzeit genommen, hätte ich zwei Jahre davon auch nichts verdient. Ausschlaggebend war für mich der Gedanke, mein berufliches Leben komplett, also auch morgens und vormittags nach meinem Leben als Mutter ausrichten zu können. Den Blog baute ich während dem Mittagsschlaf meiner Tochter, abends und in lange Nächte hinein auf. Die wirkliche Entscheidung gegen meine Anstellung traf ich Ende 2014, als ich den Food Blog Award gewann, im NDR einen Gastauftritt hatte und aus mehreren Buchangeboten wählen durfte. Ich kündigte während meiner verlängerten Elternzeit. Ein paar Wochen vor diesen Ereignissen hatte ich noch stark gehadert und mir Sorgen gemacht, ob ich wohl aufgeben und das Bloggen nur noch sehr gelegentlich und mit weniger Qualitätsanspruch als Hobby weiterführen müsste.
Hattest du anfangs in deinem persönlichen Umfeld mit Vorurteilen oder Gegenwind zu kämpfen? Und wie steht dein Umfeld jetzt zu deinem Job?
Meine Eltern waren besorgt, wie ich durch Bloggen Geld verdienen könnte. Mein Mann stand zum Glück von Anfang an hinter mir und meinem Content, auch wenn er zwischenzeitlich verständlicherweise in Sorge war, ob ich damit jemals Einkommen generieren würde. So ganz leicht war das natürlich nicht immer. Meine Freundinnen waren zugleich meine Zielgruppe und streuten meinen Blog großflächig über ihre Kanäle. Das half ungemein!
Heute würde mein Umfeld gerne noch mehr von mir lesen und sehen, als ich mit zweitem Kind leisten kann. Sie kommen mit tollen Ideen auf mich zu und können teilweise nicht verstehen, warum ich die Kinder immer noch vorne anstelle, wo es doch Ganztages-Kitas oder Kindermädchen gibt. Aber das ist okay, jeder ist ein anderer Typ Mutter oder Vater. Mein Bruder erzählte mir über die Ostertage, dass er mehr über mich und meine Arbeit spricht, als über seine. Das ist wirklich so unglaublich schön für mich!
Was sind für dich persönlich die negativen Seiten an der Selbstständigkeit?
Das Abschalten fällt mir sehr schwer, auch an Tagen, an denen die Kinder krank sind oder ich aus anderen Gründen nicht zum Arbeiten komme. Ich habe immer mehr Ideen und To-Do’s als mit Kindern Zeit sie umzusetzen bzw. abzuarbeiten. Während ich in einem Arbeitsverhältnis gezwungen wäre, gewisse Arbeitsstunden abzuliefern, muss ich sie mir als Mumpreneur oft händeringend organisieren. Weil ich jede freie Sekunde nutzen möchte, komme ich oft zu spät ins Bett. Und selbst wenn ich mir bewusst einen Austag nehme, bin ich in Gedanken doch bei meiner Arbeit. Verabredungen erlaube ich mir nur mit den Kindern, ohne fehlt mir ein Abend oder ein Vormittag Zeit zum Arbeiten. An den letzten Film, den ich gesehen habe, kann ich mich nicht mehr erinnern. Richtig in Elternzeit zu gehen geht als Selbstständige ebenfalls nicht. Und ich könnte es auch nicht. Meine Arbeit ist mit mir verschmolzen. Ich empfinde das als unheimlich positiv und Schwierigkeit zugleich. Denn so fällt es mir auch sehr schwer, zu delegieren. Ändern wird sich das alles wahrscheinlich erst, wenn beide Kinder größer sind und vielleicht nie ganz.
Und jetzt aber zurück zum Schönen: was ist das tollste daran, sein eigener Chef zu sein?
Dieses Interview tippe ich in mein Handy, während mein fiebriger Sohn an meiner Seite schläft. Ich kann für ihn da sein, ohne rechtfertigen zu müssen, warum mich meine Familie schon wieder braucht. Ich kann viele Stunden arbeiten und dennoch nachmittags mit den Kindern in den Park gehen. Ich kann meine offenen Tasks täglich beliebig anordnen, dabei sehr impulsiv arbeiten. Ich kann meinen eigenen Stil und mein Herz überall einbringen, ohne etwas absegnen lassen zu müssen. Ich habe beinahe immer ein ausschließlich positives Umfeld um mich, da ich entscheide, mit wem ich zusammenarbeite und schon durch mein Blogthema klar ist, dass meine Kinder für mich vorgehen. Meine Motivation kommt von innen heraus und bleibt sie doch mal aus, kann ich alle Schotten dichtmachen, ohne mich erklären zu müssen oder meine Arbeit in Gefahr zu sehen. Ich liebe diese Freiheiten!
Hand auf´s Herz: sich selbst zu motivieren, kann einem schon mal schwer fallen. Wie organisierst du deinen Tagesablauf?
Ich freue mich sehr auf die Zeit, meinen beruflichen Tagesablauf strukturiert und auch mit Pausen organisieren zu können. Die Zeiten werden kommen, zumindest stirbt die Hoffnung zuletzt 😉 Motivieren muss ich mich derzeit nicht, irgendeine Deadline klopft immer, die sich nicht aufschieben lässt. Täglich kommen Mails und Kommentare mit Fragen rein, auf die ich am liebsten viel umfangreicher mit Posts oder Storys antworten möchte. Der Anblick schöner Mahlzeiten motiviert mich, sie zu zeigen oder von den Zutaten zu erzählen. Ist mir so gar nicht nach all dem, bin ich wahrscheinlich müde. Dann nutze ich den nächstmöglichen Abend ganz zeitig ins Bett zu gehen. Wichtig ist mir immer: Ich zwinge mich zu nichts. Kann ich mal auf dem Blog, auf Instagram oder Facebook länger nicht posten, weil es mein Zeitpensum nicht zulässt oder ich gerade mehr Rückzug brauche, dann ist es so. Das ist ungewöhnlich für Blogs, und natürlich wäre mehr Content noch Erfolg bringender, aber anders geht es für mich nicht. Für meine Langzeitmotivation und meine Energie ist es ganz wichtig, ohne Druck zu arbeiten.
Welche Frage hättest du gerne gestellt, bevor du den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt hast? Und wie lautet deine Antwort darauf?
Gibt es Wege, mich finanziell beim Aufbau meiner Selbstständigkeit unterstützen zu lassen und welche sind das? Ich habe aus Unwissenheit in den ersten zwei Jahren meine ganzen Ersparnisse aufgebraucht, zu spät erfahren, dass es Förderungen gibt. Wahrscheinlich nutze ich sie zukünftig zumindest für gewisse andere Projekte.
Und zuguterletzt: welchen Rat hättest du (oder hast du) gerne bekommen, bevor du dein Glück selbst in die Hand genommen hast?
Der beste Rat war, meine Nische zu finden, auch wenn sie die Zielgruppe ggf. einschränkt. Nur du kannst die Dinge machen, wie du sie machst. Für einige da draußen wird gerade das genau das Richtige sein.
Liebe Veronika, ich bedanke mich herzlich bei dir für das schöne Interiew und deine Zeit! Gerade der letzte Satz ist so wahr! Wenn man von dem lebt, was man liebt, ist es existenziell, dass die Arbeit mit der Persönlichkeit und dem eigenen Charakter verknüpft ist. Deshalb lohnt es sich auch, einfach mal anzufangen, statt zu warten, bis alle Umstände perfekt sind. Wenn man anfängt, öffnen sich Türen, die man überhaupt nicht sehen würde, wenn man die Zeit mit akribischer Planung verbringt. Also, widmet euch dem, was ihr liebt und schaut, welche Ideen euch kommen und was draus wird.
Habt es schön,
Nadine
Foto von Veronika: Jorge Cantante
Alle anderen: Veronika Pachala
P.S.: Falls du denkst, dass deine Geschichte zu einem Job, den du liebst, auch Mut machen könnte, meld dich bei mir! Ich freu mich auf eine kurze Mail mit dem Betreff Jobliebelei an nadine@dreierlei-liebelei.de mit einer Beschreibung, was du genau machst.
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Gerda
Ein tolles Interview, das mir aus dem Herzen spricht! Es heißt nicht umsonst, selbst und ständig, aber das Positive daran ist; man kann seinen eigenen Ideen entwickeln und Marktnischen finden, die man vielleicht sonst verpassen würde.
Liebe Grüße, Gerda
Evelyn
Hey Nadine,
für mich als Mama ist es immer spanndend zu lesen, wie andere Mütter es schaffen sich beruflich zu verwirklichen.
Danke für diese tolle Interview-Serie!
Alles liebe Evelyn
tastesheriff Clara
Liebe Nadine,
was für ein toller Beitrag! Wow..
Super spannend zu lesen und mit ganz viel Leidenschaft geschrieben.
Liebste Grüße
Clara
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