Wie es wirklich ist, von dem zu leben, was man liebt // Interview mit Suna vom Café NOMAD
Ein eigenes Café – ich würde wetten, dass davon ziemlich viele von euch heimlich träumen. Nachdem Suna vom Café NOMAD mich vor einer Weile fragte, ob ich die Image Fotos ihres Cafés machen würde, hatte ich direkt die #Jobliebelei im Kopf. Ist sicher spannend, zu lesen, wie aus einer kleinen Idee zwei Cafés in Heidelberg wurden. Wie spontan dieses Projekt tatsächlich entstand, wusste ich vorher überhaupt nicht. Umso großartiger finde ich die Umsetzung. Manchmal braucht es keine jahrelange Vorbereitung, keinen ausgeklügelten, perfekten Business Plan. Manchmal muss man die Chance, die sich einem bietet, einfach ergreifen. Um genau so eine Geschichte geht es heute, im sechsten Teil meiner #Jobliebelei-Serie.
Hallo Suna, erzähl meinen Lesern doch bitte zuerst Mal ein klein wenig über dich: wer bist du? Wofür schlägt dein Herz? Und womit verdienst du deinen Lebensunterhalt?
Wofür schlägt mein Herz… Die schönen Dinge im Leben – wie zum Beispiel gutes Essen und guter Kaffee. Wenn ich auf Reisen bin, verschlägt es mich immer in kleine Cafés, die etwas Besonderes anbieten, in Concept Stores, die Mode und Kaffee verbinden oder in kleine Gassen mit inhabergeführten Geschäften. Ich bin Suna, 33 Jahre alt und betreibe mit dem NOMAD zwei Frühstückscafés in Heidelberg.
Seit wann machst du das, was du liebst, beruflich und was war der ausschlaggebende Grund dafür, diesen Schritt wirklich zu gehen?
Freiheit war mir schon immer wichtiger als Sicherheit. Meinen ersten Job nach dem Studium als Trade Marketing Manager bei einem großen Getränkehersteller habe ich nach zehn Monaten gekündigt – jeden Tag an einem PC in einem Büro festsitzen? War nicht mein Ding. Nach einem kurzen Zwischenstopp in der Finanzbranche und ein paar anderen selbständigen Projekten, habe ich das erste NOMAD Ende 2016 eröffnet.
Und das eigentlich ziemlich spontan: Die Location habe ich im Internet entdeckt und noch am gleichen Tag der Besichtigung zugesagt. Zu dem Zeitpunkt wusste ich schon, dass es in Richtung Café/Deli/Frühstück gehen soll. Meinem Partner Ellis habe ich dann abends beim Essen erzählt, dass wir jetzt ein Café aufmachen. Das war der Startschuss von NOMAD.
Hattest du anfangs in deinem persönlichen Umfeld mit Vorurteilen oder Gegenwind zu kämpfen? Und wie steht dein Umfeld jetzt zu deinem Job?
Ellis war sofort Feuer und Flamme. Da er sein Leben lang schon immer selbständig war, stand die Frage ob wir was Eigenes machen, gar nicht zur Debatte. Viele meiner Freunde sind selbständig oder gehen zumindest nicht dem klassischen Angestelltenberuf nach. Daher habe ich auch hier nur Zuspruch bekommen.
Die einzigen Bedenken habe ich von meinen Eltern gespürt: Mein Vater war ziemlich schockiert, als ich damals meinen festen Job gekündigt habe („Du hast doch so einen guten Job“). Mittlerweile kommt er oft auf einen Kaffee vorbei und ist mächtig stolz, dass seine Tochter zwei Cafés betreibt 😉
Was sind für dich persönlich die negativen Seiten an der Selbstständigkeit?
Keiner sagt dir, was du tun sollst. Schwierige Entscheidungen zu treffen, fällt mir oft nicht leicht. Als Angestellter hast du in der Regel einen Vorgesetzten, den du um Rat bitten kannst oder der im Zweifel die Verantwortung für eine Entscheidung trägt. Bist du dein eigener Chef, dann bist du die letzte Instanz. Triffst du eine falsche Entscheidung, trifft es dein eigenes Geschäft. Ich bin sehr dankbar, dass Ellis und ich strategisch wichtige Entscheidungen gemeinsam abwägen und treffen.
Und jetzt aber zurück zum Schönen: was ist das tollste daran, sein eigener Chef zu sein?
Keiner sagt dir, was du tun sollst. Was bieten wir an? Wie gehen wir mit unseren Gästen und Mitarbeitern um? Was sind unsere Werte und Unternehmensgrundsätze? All dies können wir selbst entscheiden – das finde ich einfach wunderbar! Sich durch den Beruf selbst zu verwirklichen – das war schon immer mein Traum.
Hand auf´s Herz: sich selbst zu motivieren, kann einem schon mal schwer fallen. Wie organisierst du deinen Tagesablauf?
Eat the frog first – Die Aufgaben, auf die ich am wenigen Lust habe, erledige ich direkt als erstes am Morgen. Klingt fast zu schön um wahr zu sein – ist es auch. Das klappt nämlich genau 3 von 10 Mal und die restlichen 7 Male brauche ich Druck um mich zu motivieren. Organisation gehört leider nicht zu meinen Stärken, so kann es schon mal vorkommen, dass ich schon in aller früh im Büro sitze und unter Hochdruck eine Sache fertig mache. Ich denke es ist wichtig seine Stärken weiter auszubauen und für die Bereiche, in denen man nicht gut ist, eine andere Lösung zu finden.
Welche Frage hättest du gerne gestellt, bevor du den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt hast? Und wie lautet deine Antwort darauf?
Wahrscheinlich die, die sich jeder Selbständige gerne gestellt hätte: Klappt´s? Die Antwort darauf kann ich natürlich nur auf meine eigene Situation geben: Wenn du hinter deiner Sache stehst, dann hauen dich die Steine in deinem Weg nicht um.
Und zuguterletzt: welchen Rat hättest du (oder hast du) gerne bekommen, bevor du dein Glück selbst in die Hand genommen hast?
When in doubt, just do it.
Liebe Suna, vielen Dank für das schöne Interview und die Zeit, die du dir dafür genommen hast! Der letzte Satz „When in doubt, just do it.“ ist so wahr! Da fällt mir direkt noch „Doubt kills more dreams than failure ever will.“ ein. Genau so ist es nämlich: wer es versucht und scheitert, hat es wenigstens ausprobiert. Wer sich gar nicht erst traut, lebt für immer ein Was-wäre-wenn-Leben.
Habt es schön!
Nadine
Die Fotos sind von mir und im Rahmen eines Shootings für das Café NOMAD entstanden.
Falls ihr euch fragt, was es mit dieser Serie auf sich hat: hier könnt ihr nachlesen, um was es bei der #Jobliebelei geht.
P.S.: Falls du denkst, dass deine Geschichte zu einem Job, den du liebst, auch Mut machen könnte, meld dich bei mir! Ich freu mich auf eine kurze Mail mit dem Betreff Jobliebelei an nadine@dreierlei-liebelei.de mit einer Beschreibung, was du genau machst.
Valentine
Hallo Nadine,
ich bin großer Fan der #Jobliebelei und lese die Artikel super gerne! Tolle Fotos außerdem! 🙂
Viele Grüße aus Köln und ich freue mich auf weitere spannende Interviews mit Gründerinnen
Valentine
Melina | vanilla-mind.de
„Freiheit war mir schon immer wichtiger als Sicherheit.“ – Der Satz wird noch lange bei mir hängenbleiben, weil das auch oft mein innerer Kampf ist. Das Café ist unheimlich schön und ich würde jetzt gern aus Lübeck anreisen. Vielleicht schaffe ich es noch auf einen Nachmittags-Pancake? 😉
Ganz liebe Grüße,
Melina
Jenny
Nadine, ganz, ganz tolle Bilder, ich bin wirklich beeindruckt. Wie toll du die Stimmung eingefangen hast, jetzt will ich unbedingt im Nomad frühstücken! Irgendwann schaffe ich es, ganz liebe Grüße aus Hamburg und bitte stelle weiterhin Gründerinnen vor, sie inspirieren mich alle!